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Monat: Mai 2025

Rewilding Ackermannbogen – Bericht vom Planungstreffen

Das erste Treffen für die Planung des Dreieck-Beets am Ackermannbogen fand am 20. Mai 2025 vor der etwas verwilderten Fläche beim Speisecafé Rigoletto (Rosa-Aschenbrenner-Bogen 9) statt. Konrad Bucher vom BioDivHubs-Projekt erzählte uns vom Planungsprozess, den die Verbundpartner Münchner Umweltzentrum (MUZ) und TU München zusammen mit den Expert*innen vom Bund Naturschutz (BN) jetzt schon für die zweite größere Beetanlage durchgeführt haben:

In einem ersten Schritt werden an diesen halbschattigen Standort angepasste Pflanzpläne erstellt. Viele der ausgewählten Pflanzen stammen aus dem „Lebensbereich Gehölzrand“, wo sonnenbeschienene und von den Baumkronen beschattete Bereiche ein sehr abwechslungsreiches Habitat bieten. Wir haben also eine reiche Auswahl an gebietseigenen Pflanzen zur Verfügung, die nun geschickt angeordnet werden müssen.

Zuerst werden die Leitstauden festgelegt, die der Fläche Struktur und Höhe geben sollen. Eine Gliederung der dreieckigen Fläche in drei ebenfalls dreieckige Inseln bietet sich als Gestaltungsschema an. Sind die wüchsigen und dominanten Leitstauden – Waldgeißbart, Silberblatt und Klebriger Salbei als Gerüstbildner im Raum gut verteilt, werden mit den Begleitstauden niedrigere farbige Akzente gesetzt. Eine Vielzahl von kleineren Wildpflanzen, die wir schon beim Balkonprojekt kennen – und lieben gelernt haben, kommen hier in Frage: die Ästige Graslilie, Immenblatt und Akelei, Johanniskraut und Nesselblättrige Glockenblume, Brauner Storchschnabel und Weiße Haimsimse – um nur einige zu nennen. Zuletzt werden in die entstandenen Lücken und ungenutzten Bereiche noch passende Streupflanzen eingeplant. Hier kommen die Frühlings-Geophyten in Frage, aber auch Lungenkraut und Waldmeister.

Die Jungpflanzen bekommt das BioDivHubs-Projekt von spezialisierten Wildstaudengärtnereien und zu einem großen Teil aus der Gärtnerei im Pasinger Magdalenenpark, in der Ehrenamtliche des Bund Naturschutz (BN) autochthone Pflanzen heranziehen (siehe Konzeptbeschreibung). Einige Arten ziehen wir seit diesem Jahr auch selbst heran.

Eine wichtige Information gibt uns Konrad Bucher zuletzt noch: Anders als bei der Neuanlage eines Wildpflanzenbeets auf einer Rasen- oder Wiesenfläche, darf man unter Bäumen nicht fräsen oder tiefreichend umgraben. Die Gefahr, das wertvolle Wurzelnetz der gestressten Stadtbäume zu beschädigen ist zu groß. Deswegen werden wir in mehreren Schritten die Fläche vorbereiten und erst im Herbst pflanzen. Dies hat auch den Vorteil, dass die zarten Jungpflanzen beim Anwurzeln keinem Hitze- und Dürrestress ausgesetzt werden.

Händische Flächenvorbereitung ist natürlich aufwändig – man muss in einem ersten Schritt die Gräser, die sich auf der Fläche ausgebreitet haben mit den Wurzeln rausnehmen und auf der Fläche als Bodenschutz belassen – dann wird Gründüngung angesät, um den Boden vorzubereiten – und zuletzt muss noch humoses Substrat aufgetragen werden. Da die drei Bäume aber ein mächtiges Wurzelwerk ausgebildet haben, wurzelt das Gras hier nicht allzu tief und verzweigt, so dass man es leicht rausnehmen kann. Die langsame händische Vorbereitung hat aber noch einen anderen großen Vorteil – man kann mit den schon auf der Fläche heimisch gewordenen Arten behutsam umgehen, sie dort belassen oder auch vorsichtig ausgraben, um ihnen ein weiteres Leben an einem anderen Standort zu garantieren. Und auch das Bodenleben wird geschont, wenn man auf das Fräsen verzichtet.

Glücklicherweise sind wieder viele Nachbar*innen begeistert beim Projekt dabei und übernehmen gerne diese Aufgaben.

Text und Fotos: Ruth Mahla

Internationaler Tag der biologischen Vielfalt: Zwischenbilanz aus dem BioDivHubs-Projekt

Am heutigen 22. Mai, dem Internationalen Tag der biologischen Vielfalt, möchten wir einen Blick auf die bisherigen Fortschritte unseres Projekts „BioDivHubs – Biodiversität ins Quartier“ werfen. Seit dem Start im Juni 2023, gefördert durch das Bundesamt für Naturschutz im Rahmen des Programms biologische Vielfalt, setzen wir uns in den vier Modellquartieren Ackermannbogen, Bogenhausen, Isarvorstadt und Giesing mit vielfältigen Maßnahmen für den Erhalt und die Förderung der Artenvielfalt in der Stadt ein.

In den vergangenen zwei Jahren wurden in den vier Modellquartieren insgesamt knapp 90 Veranstaltungen durchgeführt, von Workshops über Mitmachaktionen bis hin zu Führungen und Informationsveranstaltungen mit über 1.200 Teilnahmen. Die Bandbreite der Maßnahmen reicht von Maßnahmen wie „Naturschutz auf dem Balkon“ und dem Bau von Benjeshecken bis hin zur Umsetzung von Trittstein-Biotopen in der urbanen Landschaft. Ein mobiler Demonstrationsgarten wurde auch im Werksviertel-Mitte installiert.

Ein besonderer Schwerpunkt lag 2025 auf den insgesamt 15 sogenannten Studiengärten, in denen bereits erste praktische Maßnahmen umgesetzt wurden. So wurde beispielsweise im Garten der Vielfalt an der IG Feuerwache ein Sandarium angelegt, und auch im Gemeinschaftsgarten O’pflanzt is… fanden verschiedene Aktionen zur Förderung der Biodiversität statt. Ein umfassender Maßnahmenkatalog wird demnächst veröffentlicht (auch auf unserer Website!).

Weitere Meilensteine: unsere eigene Saatgutmischung, aber auch unsere heimischen Wildpflanzen, die im Rahmen eines Workshops und einer „Pikier-Aktion“ mit engagierten freiwilligen Helfer*innen im Gemeinschaftsgarten „Mingas Permadies“ in über 1.000 Töpfen herangezogen werden. Diese Jungpflanzen sollen künftig in Gemeinschaftsgärten, auf Flächen von Grünpat*innen und an weiteren geeigneten Orten gepflanzt werden. Mit dabei sind unter anderem Glockenblumenarten, Nelkenarten, Färberkamille, Blutweiderich, Ochsenauge, Labkraut, Taubenskabiose…

Beobachtung und Ausblick
Unsere bisherigen Erfahrungen zeigen, dass biologische Vielfalt im Einklang mit menschlicher Nutzung Raum finden kann und muss. Es braucht Zeit, Geduld und kontinuierliches Engagement, um Lebensräume wiederherzustellen und zu erhalten. Die Datenerhebung zur Wirkung der Maßnahmen läuft derzeit. Belastbare Ergebnisse aus der wissenschaftlichen Begleitung werden noch erarbeitet. Auch digitale Werkzeuge wie die App ObsIdentify unterstützen unsere Teilnehmer*innen dabei, Arten zu erkennen und ihre Beobachtungen zu teilen: ein weiterer Baustein für die Sensibilisierung und Beteiligung der Stadtgesellschaft.

Das Projekt „BioDivHubs“ läuft noch bis Ende Mai 2028 und wir freuen uns auf die kommenden Jahre voller Begegnung, Gestaltung und Wachstum für mehr Artenvielfalt in der Stadtnatur!

Titelbild: Alicia Bilang; Mosaik 1: Anna Gries, David Schoo, Konrad Bucher; Mosaik 2: David Schoo; Mosaik 3: David Schoo, Green City, Pixabay

Rewilding the City: Ein Schaubeet für heimische Wildpflanzen am ÖBZ

Am Sonntag, den 11. Mai, legten 20 engagierte Teilnehmerinnen und Teilnehmer ein neues Schaubeet mit heimischen Wildpflanzen am Ökologischen Bildungszentrum (ÖBZ) an. Im Mittelpunkt der Mitmachaktion stand die Vielfalt heimischer, mehrjähriger Wildpflanzen, und zwar Arten, die mit Trockenheit gut zurechtkommen und wertvolle Lebensräume für Insekten bieten.

Der Grundstein für das Projekt wurde bereits im Herbst gelegt: Beim BioDivHub-Treffen am 19. September 2024 am ÖBZ wurde gemeinsam eine Blühfläche mit heimischen Arten geplant, als Anregung zur Nachahmung im eigenen Garten. Ausgangspunkt war zunächst das Konzept des „Conservation Gardening“, das jedoch kontrovers diskutiert wurde, da es bei unsachgemäßer Umsetzung zur genetischen Verfälschung der heimischen Flora führen kann. Im weiteren Planungsverlauf rückten daher anstelle der geschützten Arten solche Arten in den Mittelpunkt, die zwar seltener werden, aber in der Region tatsächlich vorkommen. Auch gängige Wildarten wie der gemeine Dost fanden Einzug in das Beet. Sie sind keine Raritäten, aber sehr wertvoll für Insekten. Ein besonderes Augenmerk lag auf der standortgerechten Auswahl der Pflanzen: Sie müssen sich alle wohl fühlen in der vollen Sonne und auf nährstoffarmen, kalkreichen Boden. Das ist der Kerngedanke des Rewilding: Natürliche Gegebenheiten und Bedürfnisse zu berücksichtigen und dadurch möglichst langfristig stabile Lebensräume und funktionierende Ökosysteme zu fördern. Im kleinen Maßstab geht das auch in der Stadt.

Bevor es an die praktische Umsetzung ging, wurden die Pflanzpläne des Schaubeets von Expert*innen geprüft und finalisiert. Die verwendeten Pflanzen stammen aus spezialisierten Wildstaudengärtnereien und zu einem großen Teil aus der Gärtnerei im Pasinger Magdalenenpark, in der Ehrenamtliche des Bund Naturschutz (BN) autochthone Pflanzen heranziehen (siehe Konzeptbeschreibung). Insgesamt wurden 22 verschiedene Arten ausgewählt, die in drei Kategorien eingeteilt wurden:

Leitstauden: Sie geben der Fläche Struktur und Höhe. Für diese Gruppe wurden die Taubenskabiose, das kleine Mädesüß, die echte Goldrute, die Skabiosen-Flockenblume und das weidenblättrige Ochsenauge ausgewählt.

Begleitstauden: Sie setzen farbige Akzente im Mittelbereich der Pflanzung; dazu gehören das echte Labkraut, die ästige Graslilie, die Kartäuser-Nelke, der aufrechte Ziest, der Heilziest, der Wiesensalbei und die Knäuel-Glockenblume.

Füllstauden: Sie schließen die Lücken. Da wurden Pflanzen wie die große Braunelle, der Wirbeldost, die kleine Bibernelle, das Zittergras, der Hornklee, die echte Schlüsselblume, die Zypressen-Wolfsmilch, der Oregano und das weiße Fingerkraut ausgesucht.

Die Pflanzen wurden in eine Schicht aus durchlässigem, sandigem Boden gesetzt. Zunächst wurde ein Pflanzloch gegraben, bis der lehmige Untergrund erreicht war. Dann füllte man etwas Erde hinein und wässerte gründlich. Um das Aufkommen von Beikraut zu unterdrücken, wurde die obere Erdschicht der Jungpflanzen abgestreift. Anschließend wurden die Jungpflanzen eingesetzt und ihr Wurzelballen mit Sand abgedeckt.

Nun dient das neue Schaubeet als anschauliches Beispiel für eine naturnahe und insektenfreundliche Gartengestaltung. Mit etwas Geduld wird sich hier bald eine lebendige, artenreiche Blühfläche entfalten. Eine inspirierende Einladung an alle, die ihren Garten in ein kleines Stück Wildnis verwandeln möchten.

Titelfoto: Gabi Horn; Fotos: Julia Gamberini

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