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Autor: Julia Gamberini

Planungsworkshop: Biodiversität vertikal!

Wie kann in unseren dichten Innenstädten Platz für Natur entstehen? Diese Frage stand im Mittelpunkt des Workshops „Biodiversität vertikal! Wie Balkone und Fassaden Lebensräume schaffen“, der am 21. Oktober im Büro von Green City e.V. stattfand.

15 Teilnehmer:innen mit unterschiedlicher Gartenerfahrung – von neugierigen Balkonneulingen bis zu erfahrenen Stadtgärtner:innen – beschäftigten sich mit den Möglichkeiten des vertikalen Gärtnerns. Nach einem spannenden Input von Magdalena Engl und Marion Eder zur Fassadenbegrünung ging es direkt in die Praxis: In drei Standortgruppen (schattig, halbschattig und sonnig) entwickelten die Teilnehmenden individuelle Pflanzpläne für Balkone und Hausfassaden.

Im Mittelpunkt standen dabei heimische Kletterpflanzen sowie Arten, die in die Höhe wachsen oder überhängend gedeihen. Diese Pflanzen können selbst auf kleinstem Raum wertvolle Lebensräume für Insekten, Bienen, Schmetterlinge und Vögel schaffen. Die ausgewählten Pflanzen zeichnen sich durch Insektenfreundlichkeit aus und fördern so die lokale Biodiversität.

Neben der ökologischen Bedeutung bieten Fassadenbegrünungen weitere Vorteile:

  • Klimaanpassung: Sie kühlen die Gebäudeoberflächen im Sommer und tragen zur Reduzierung von Hitzeinseln in der Stadt bei.
  • Luftreinigung: Begrünte Fassaden filtern Staubpartikel und Schadstoffe aus der Luft.
  • Schallschutz: Sie können den Geräuschpegel in belebten Innenstädten verringern.
  • Energieeinsparung: Durch zusätzliche Dämmwirkung können Fassadenbegrünungen Heiz- und Kühlkosten senken.
  • Gestaltung & Wohlbefinden: Sie verschönern das Stadtbild, schaffen Sichtschutz und tragen zum psychischen Wohlbefinden der Bewohner:innen bei.

Der Workshop bot Raum für Austausch, Inspiration und gemeinsames Planen und zeigte, wie mit etwas Kreativität und Wissen selbst kleine Flächen ein großes ökologisches Potenzial entfalten können.

„Biodiversität vertikal“ machte Lust auf mehr Stadtgrün und darauf, mit jeder begrünten Wand und jedem bepflanzten Balkon einen Beitrag zu einer gesünderen, grüneren Stadt zu leisten. Der Workshop könnte der Auftakt für eine Reihe weiterer Veranstaltungen sein. Für mehr Informationen schreiben Sie bitte an biodiversitaet@greencity.de


Text: Dr. Julia Gamberini, Marion Eder; Bilder: Julia Gamberini

Geophyten-Pflanzaktion im ÖBZ: gemeinsames Pflanzen für mehr Artenvielfalt

Am Samstag, den 18. Oktober, fand unsere Geophyten-Pflanzaktion bei herrlichstem Herbstwetter statt. Die Stimmung war entspannt und die Aktion ist rundum gut gelaufen. Insgesamt nahmen 23 Personen teil, darunter vier Kinder und erfreulicherweise auch einige ganz neue Gesichter, die sich spontan angeschlossen haben.

In sechs Kleingruppen machten wir uns entlang des Grünzugs daran, die vorbereiteten Zwiebeln und Rhizome an geeigneten Standorten einzupflanzen. Gepflanzt wurden:

  • Schneeglöckchen
  • Märzenbecher
  • Zweiblättriger Blaustern
  • Gefingerter Lerchensporn
  • Buschwindröschen
  • Gelbes Windröschen

Diese heimischen Frühlingsblüher (Geophyten) spielen eine wichtige Rolle für die heimische Tierwelt. Besonders für spezialisierte Wildbienenarten sind sie eine unverzichtbare Nahrungsquelle im zeitigen Frühjahr, wenn sonst noch wenig blüht.

Vor dem Pflanzen erklärten wir anschaulich, welche Bedeutung diese Blüten für Wildbienen haben und wie jede Art ihre ganz eigenen Bestäuber anzieht. Mithilfe aktueller Forschungsergebnisse der Technischen Universität München (TUM) konnten wir außerdem eine beeindruckende Liste mit über 40 Wildbienenarten vorstellen, die in den letzten Jahren im ÖBZ-Garten entdeckt wurden.

Auch Prof. Dr. Monika Egerer war mit dabei und stellte sowohl die wissenschaftliche Arbeit der TUM als auch den liebevoll gestalteten Wildbienen-Comic von Valentina Arros vor, der Kindern (und Erwachsenen!) auf spielerische Weise die faszinierende Welt der Wildbienen näherbringt.

Ein herzliches Dankeschön an alle, die mitangepackt, gepflanzt und erklärt haben!
Solche Aktionen zeigen, wie gemeinsames Engagement und Wissenstransfer direkt zu mehr Biodiversität und Naturerlebnis in der Stadt beitragen können.


Bilder: ©Marc Haug; Text: Konrad Bucher

Im Portrait – Gewöhnlicher Blutweiderich, Lythrum salicaria

Der Blutweiderich hat sich unter den 25 Arten unseres Balkonprojekts „Naturschutz auf dem Balkon?“ diesen Sommer zum heimlichen Star entwickelt. Es kamen immer wieder begeisterte Rückmeldungen – über seine Blühfreudigkeit, die zahlreichen Insektenbesuche oder seine robuste Gesundheit, ob im Blumentopf oder ausgepflanzt im Beet. Zum Glück hatten wir den Blutweiderich im Rahmen eines Vermehrungs-Workshops diesen März ausgesät, weshalb wir viele Pflanzen heranziehen konnten, die sogar schon diesen Sommer zur Blüte kamen. Keine andere Art wurde im Lauf des Jahres so häufig weitergebeben wie der Blutweiderich – auch an pflanzeninteressierte Leute, die ursprünglich gar nicht am Balkonprojekt teilgenommen hatten.

Das schmälert keineswegs die Freude an anderen Projektpflanzen, ist aber ein schöner Anlass, sich intensiver mit dem Blutweiderich zu beschäftigen.

Heilpflanze mit Geschichte

Zuerst zum Namen: das „Blut“ bezieht sich weniger auf die Blütenfarbe, sondern ist vermutlich ein Hinweis auf die Verwendung. Aufgrund der stark adstringierenden und bakteriziden Gerbstoffe wurde Blutweiderich in der Volksmedizin zur Blutstillung eingesetzt. Er wurde bereits in der Antike als Heilpflanze genutzt und spielt auch für die Ernährung eine Rolle. Angeblich wirkt der Genuss junger Sprossen und Blätter gegen Diabetes (Typ 2). Mit dem Farbstoff färbte man früher Zucker.
Als Zierpflanze ist der Blutweiderich seit dem 16. Jh. in Kultur, es gibt viele Sorten. 2024 war er Staude des Jahres. Wir verwenden die Wildform, sogar aus autochthoner Herkunft.

Balkonprofi mit Sumpfgenen

Dass sich der Blutweiderich so gut fürs Balkongärtnern eignet, liegt an seiner Anpassung an besondere Lebensräume. Als Wasser- oder besser gesagt als Uferpflanze verträgt er nämlich Staunässe. Wer im Sommer ein paar Tage wegfährt, setzt den Blutweiderich einfach ordentlich unter Wasser, er überlebt die Zeit problemlos ohne Gießdienst. Bei den meisten Pflanzen verfaulen die Wurzeln, wenn sie staunass stehen. Der Blutweiderich ist helomorph, d.h. die Stängel, die unter Wasser stehen, entwickeln ein Durchlüftungsgewebe (Aerenchym), das die Wurzeln mit Sauerstoff versorgt. Er gedeiht sogar in einem Teich, wo er dauerhaft unter Wasser steht. Genauso gut wächst er aber ohne Staunässe, muss dann eben regelmäßig gegossen werden.

Der Blutweiderich wächst inzwischen auf vielen Balkonen in der Nachbarschaft, dabei zeigt sich, dass er auch an überraschend schattigen Standorten blüht – und zwar über lange Zeit – , wo andere Arten farblos vor sich hin vegetieren. Licht ist oft ein limitierender Faktor für die Blütenentwicklung, beim Blutweiderich ist es eher das Wasser. Pilzerkankungen oder Befall von „Fress-Tierchen“ sind uns bislang nicht aufgefallen.

Magnet für Wildbienen & Co.

Zur Info für die Insektenfreunde unter uns: Als Nektarspender ist Blutweiderich von besonderem Wert, laut naturadb.de versorgt er 12 Wildbienenarten, außerdem Schwebfliegen, 21 Schmetterlingsarten bedienen sich am Nektar oder nutzen die Blätter als Raupenfutter, darunter die Raupen aus der Gattung der Nachtpfauenaugen.

Sichtbar schön, ökologisch wirksam

Bei unserem Balkonprojekt beschäftigten wir uns hauptsächlich mit heimischen Wildpflanzen, die selten oder sogar bedroht sind. Das war unsere Motivation – selten gewordenen Arten ein Platz zu geben und sie dabei kennenzulernen. Der Blutweiderich gehört nicht zu den seltenen Arten, was vermutlich auch an seiner Anpassungsfähigkeit liegt. Laut einer aktuellen Studie wird aber gerade der Verlust häufig Vorkommender Arten und von Arten aus Feuchtgebieten als besonders kritisch bewertet. Das liegt daran, dass solche Arten Lebensräume verknüpfen und damit für ökologische Stabilität sorgen. Sie wirken als Knotenpunkte innerhalb von Nahrungsnetzen. Diese Erkenntnisse sollen an anderer Stelle vertieft werden.

Fürs Balkongärtnern darf man sich auch von gestalterischen Kriterien leiten lassen – und da hat der Blutweiderich einiges zu bieten. Wie schön muss er wirken, wenn er in einem künstlich angelegten Sumpfbeet wächst, das eine üppige Ufervegetation zum Vorbild nimmt – also in Kombination mit Wasserdost, Mädesüß, Kuckuckslichtnelke, Teufelsabbiss und Sumpfdotterblume. Der Rand der Wanne wird vom hängenden gelbblühenden Pfennigkraut überwuchert.

Text: Konrad Bucher; Bild: Bettina Lindenberg

Zweite Sitzung der projektübergreifenden Arbeitsgruppe am Ackermannbogen

Am 31. Juli 2025 fand die zweite Sitzung der projektübergreifenden Arbeitsgruppe (PAG) im Rahmen des BfN-Projekts im Bundesprogramm Biologische Vielfalt statt. Während das Treffen im vergangenen Jahr online abgehalten wurde, kamen die Verbundpartner diesmal im Modellquartier Ackermannbogen in München zusammen. Auch die zuständige Betreuerin vom DLR nahm an der Sitzung teil.

Die PAG ist ein fester Bestandteil des Projekts und dient dem Austausch über Fortschritte, Herausforderungen und strategische Fragestellungen. Auf dem Programm standen zunächst Einblicke in die Aktivitäten des Projekts der letzten sechs Monate. Im zweiten Teil präsentierte das beauftragte Institut SINTE die Ergebnisse der sozioökonomischen Evaluation für das Jahr 2024 sowie die qualitativen Interviews zum Thema „Naturschutz auf dem Balkon?“, die im Juli 2025 am Ackermannbogen durchgeführt wurden.

Ein weiterer Schwerpunkt war der Erfahrungsaustausch mit anderen BfN-Projekten: In diesem Jahr war Dr. Corinna Hölzer von der Stiftung Mensch und Umwelt aus Berlin zu Gast, um das abgeschlossene BfN-Projekt „Treffpunkt Vielfalt – Naturnahe Gestaltung von Wohnquartieren“ vorzustellen. Themen wie Akzeptanz in der Bevölkerung, Teilnehmenden-Akquise und die Verstetigung von Projektergebnissen standen im Mittelpunkt ihres inspirierenden Beitrags.

Die beiden Gast-Präsentationen haben inspirierende und lebhafte Diskussionen über Herausforderungen und Chancen für das Projekt ausgelöst.

Anschließend ging es raus ins Modellquartier Ackermannbogen. Dort wurden bereits erste Biodiversitätsmaßnahmen umgesetzt: ein Besuch im Gemeinschaftsgarten Stadtacker mit dem neuen Thymian-Sandarium sowie ein Blick auf aktuelle Maßnahmen im Rahmen von „Rewilding Ackermannbogen“, darunter die Vorbereitung einer neuen Blühfläche vor dem Café Rigoletto. Den Tag ließen wir bei einem gemeinsamen Abendessen genau dort ausklingen.

Text: Julia Gamberini; Bilder: Ruth Mahla

Runder Tisch zu Biodiversitätsmaßnahmen im öffentlichen Raum

Am 8. Juli 2025 fand der zweite Runde Tisch des BiodivHubs-Projekts in den Räumlichkeiten der LBV-Umweltstation München statt. Die Verbundpartner hatten engagierte Gäste aus Münchner NGOs und Initiativen eingeladen, darunter Vertreter*innen vom LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz in Bayern), vom BUND Naturschutz in Bayern (Kreisgruppe München), von Leocor gGmbH, Urbanes Wohnen e.V. und vom Kleingartenverein NW18.

Im Mittelpunkt des Treffens stand das Thema Biodiversitätsmaßnahmen im öffentlichen Raum und deren Genehmigungsprozesse. In konstruktiver Atmosphäre wurden Herausforderungen und Hürden diskutiert, aber auch zahlreiche praktische Ideen und Möglichkeiten für mehr Artenvielfalt im urbanen Raum ausgetauscht. Trotz der Schwierigkeiten, Zugang zu öffentlichen Flächen zu erhalten, bestehen auch Alternativen auf öffentlich zugänglichen Privatflächen durch Kooperationen. Auch diese Möglichkeiten wichtig sind, der öffentliche Raum hat eine wesentlich größere Wirkung auf die Wahrnehmung und Akzeptanz in der Bevölkerung und ist weiterhin von zentraler Bedeutung.

Der offene Dialog hat erneut gezeigt, wie wichtig Vernetzung und gemeinsames Engagement für eine nachhaltige Stadtentwicklung sind. Wir freuen uns auf die weitere Zusammenarbeit und auf kommende Runden Tische. Der nächste Runde Tisch wird voraussichtlich 2026 stattfinden. Die Einberufung erfolgt nach Bedarf, das jeweilige Thema wird situativ und projektbezogen definiert.


Text: Julia Gamberini; Bild: © Konrad Bucher

Bereit für unsere Sandbienen

Ein Sandarium in einem Gemeinschaftsgarten: dieser Traum wurde uns im Rahmen des Projekts BioDivHubs – Biodiversität ins Quartier erfüllt. Am 8. März um 9:00 Uhr standen wir, neun Gärtner*innen des Gemeinschaftsgarten Garten der Vielfalt an der IG Feuerwache, vor drei Paletten mit schweren Steinen und einem Haufen Sand. Wir hatten uns verabredet, um an diesem Tag ein hochgelegtes, von einer Trockenmauer eingerahmtes Sandarium von ca. 2 auf 1 Meter zu bauen.

Nisthabitate für Wildbienen

Sandarien dienen als Habitate für Wildbienen und Insekten, die im Boden nisten, speziell im Sand. Sie sollten 60 cm tief sein und mit ungewaschenem Brechsand mit einer Körnung von 0 bis 2 mm gefüllt sein. Durch diese Sandart können sie Höhlen tief im Sand anlegen und diese über sichere Zugänge erreichen.

Zu den Sandbienen (Gattung Andrena) gehören beispielsweise die Fuchsrote Lockensandbiene (Andrena fulva), die Rotschopfige Sandbiene (Andrena haemorrhoa), die graue Sandbiene (Andrena cineraria), die Senf-Blauschillersandbiene (Andrena  agilissima) und die Skabiosen-Sandbiene (Andrena marginata) – Quelle: Maßnahmenkatalog des BioDivHubs-Projekts. Diese hoffen wir darin zu beherbergen.

Bau des Sandariums

In einem Workshop mit Monika Egerer und David Schoo von der TU München sowie Susan Karlebowski vom Museum für Naturkunde Berlin hatten wir uns in unserem Garten im Oktober 2024 für diese Biodiversitätsmaßnahme entschieden. Wir hatten auch den sonnigsten Platz als Standort ausgewählt, am Zaun des Gartens, so dass man es auch von außen betrachten kann. Da unser Garten jedoch nur wenig Tiefe aufweist, kam nur ein hochgelegtes Sandarium gestützt durch eine Trockenmauer in Frage.  

Als Vorbereitung für den Bau bezogen wir eine Tonne ungewaschenen Brechsand über eine Münchner Baustofffirma aus einer Grube in der Nähe von München und die Muschelkalksteine von einem Baustoffhof in Karlsfeld. Schon bei der Auswahl der teilweise massigen und schweren Steine war uns schnell klar, dass der Bau ohne eine Baubegleitung schwierig werden würde. Die Website des Naturgarten e.V. ist eine gute Quelle zur Recherche nach Gartenbaufirmen. Wir fanden unseren Gartenbauer, Sascha Geiger, dann aber durch einen Hinweis einer Mitarbeiterin des LBV.

Unter seiner geduldigen Anleitung und mit den richtigen Werkzeugen lernten wir Steine zu schneiden und zu behauen, sie ins Lot und mit der richtigen Ausrichtung aufeinander zu setzen. Nach jeder Reihe wurde der Sand aufgefüllt und festgeklopft, bis Steine und Sand aufgebraucht waren. Es hat allen einen Riesenspaß gemacht und das Ergebnis lässt sich sehen!

Nun fehlen nur noch ein Ballschutz (siehe Netz im Hintergrund des Fotos), eine Erklärungstafel und Stauden für die Mauerritzen, die die Sandbienen anlocken und Nahrung für ihre Brut bieten. Als Letztes steht dann noch die Auswahl aus einer Liste von heimischen Pflanzen wie Rundblättrige Glockenblume, Sand-Thymian, Scharfer Mauerpfeffer, Tripmadam, Bergsilbermantel, Felsen-Steinkraut, Polster-Seifenkraut und Spinnweb-Hauswurz an.

Wir bedanken uns ganz herzlich für die finanzielle und zupackende Unterstützung durch Monika Egerer und David Schoo.


Bild: © Anna Gries

Projekt Bohnenvielfalt – Mitmachaktion

Das Verbundprojekt „BioDivHubs – Biodiversität ins Quartier“ hat das Ziel, Aktivitäten zur Förderung der biologischen Vielfalt in der Stadt miteinander zu vernetzen. Ausgangspunkt solcher Aktivitäten sind die Gemeinschaftsgärten in den vier münchner Modellquartieren. Ein Aspekt der Biodiversität ist die genetische Vielfalt von Gemüsesorten, die über Jahrhunderte züchterisch entwickelt wurde und unsere Ernährung sichert. Die Gartengruppe am Ökologischen Bildungszentrum sammelt seit vielen Jahren Bohnensorten, die nicht mehr im Handel erhältlich sind. Um diese Vielfalt in die Privatgärten zu bringen, wird das Saatgut gegen Spende zum Beispiel beim Saatgutfestival am 23.2.2025 abgegeben. Da es sich um sehr viele Sorten handelt, braucht das Befüllen der Tütchen Zeit. Deshalb folgten 24 Freiwillige am 25. Januar 2025 der Einladung zur Mitmachaktion im Ökologischen Bildungszentrum und füllten bei bester Stimmung hunderte von Saatgut-Tütchen mit Bohnenkernen, um das Vielfaltsprojekt zu unterstützen! Es wurde besprochen, wieso es wichtig ist, die Vielfalt auch von Kulturpflanzen zu erhalten und wie die Vermehrungsarbeit funktioniert. Am Ende gab es Bohnensuppe für alle und Bohnen-Schokoladekuchen zum Nachtisch.

Workshop „Künstlerische und visuelle Strategien in der Kommunikation von Biodiversität“

Am Freitag, den 17.01.2025, fand der Workshop „Künstlerische und visuelle Strategien in der Kommunikation von Biodiversität“ im Ökologischen Bildungszentrum statt. Der Workshop wurde von Valentina Arros und Prof. Dr. Monika Egerer (Lehrstuhl für urbane produktive Ökosysteme der Technischen Universität München) organisiert. Valentina Arros ist eine ehemalige Studentin von Prof. Egerer und arbeitet nun als Naturwissenschaftsillustratorin sowie visuelle Kommunikatorin mit Sitz in München. Ihr Hauptanliegen ist es, Wissenschaftler*innen und anderen Interessengruppen dabei zu helfen, Informationen zu kommunizieren, Ideen zu erklären, Wissenschaft zu verbreiten, Wissen zu vermitteln sowie Neugier für die Natur und ihre Arten, Prozesse und Ökosysteme zu wecken.

Einstieg ins Thema mit Valentina Arros

Im Rahmen des BioDivHubs-Projekts hat Valentina eng mit Prof. Egerer sowie der gesamten Forschungsgruppe des Lehrstuhls zusammengearbeitet, insbesondere mit den Mitgliedern, die auf Bestäuber, Pflanzen und deren Interaktionen spezialisiert sind. Ihr Fokus lag dabei auf der Pflanzen- und Insektenvielfalt in der Forschung zu urbanen Gemeinschaftsgärten. Valentina wurde auch im Rahmen eines Mentoring-Programms durch das „Creature Conserve“-Programm unterstützt. Creature Conserve ist eine in den USA ansässige Organisation, die Künstler*innen und Wissenschaftler*innen zusammenbringt, um durch wissenschaftlich fundierte Kunst Unterstützung für den Tierschutz zu fördern.

Bei dem Workshop wollte Valentina Feedback zu ihren bisherigen Fortschritten bei der Erstellung von Medien für die kunstwissenschaftliche Kommunikation erhalten, die sich auf Wildbienen und bestäubende Insekten konzentrieren. Die Idee hinter dem Projekt ist, visuelle Formate und Strategien zu entwickeln, die Informationen über den Schutz von Bestäubern in Stadtgärten spannend und verständlich vermitteln. Ziel ist es, das Bewusstsein zu schärfen, konkrete Handlungen zu fördern und die Zusammenarbeit beim Schutz dieser Arten zu stärken. Dafür hat Valentina Arros drei Arbeiten entwickelt und den Teilnehmer*innen des Workshops vorgestellt, die sich momentan noch in der Prototypenphase befinden: ein Comic, ein Brettspiel und fünf interaktive Tafeln.

Das Brettspiel
Informationstafel „Verborgen Nester“
Informationstafel „Bestäuber und Blumen ändern sich mit dem Jahreszeiten“

Der Comic zeigt das Leben der Wildbienen, ihre Verhaltensweisen und Herausforderungen anhand der Reise einer Biene auf der Suche nach einem Nistplatz. Das Brettspiel fördert das Bewusstsein für Biodiversität und ausgewogene Ökosysteme durch das Management von Pflanzen, Lebensräumen und Bestäubern. Die interaktiven Tafeln informieren über Nistverhalten, die Beziehung zu Blumen, Artenbestimmung, die Rolle der Bestäubung und die ganzjährige Unterstützung von Wildbienen durch interaktive Aktivitäten. Insgesamt sollen die interaktiven Tafeln Informationen über Wildbienen, ihr Leben und ihre Besonderheiten vermitteln. Dafür wurden vier Bienenarten ausgewählt, die auf allen Tafeln durchgängig thematisiert werden: die gehörnte Mauerbiene (Osmia cornuta), die Blattschneiderbiene (Megachile rotundata), die schwarzbürstige Harzbiene (Heriades truncorum) und die rotpelzige Sandbiene (Andrena fulva). Anschließend gab es für jedes Format die Möglichkeit, Feedback zu geben.

Die Veranstaltung war insgesamt gut besucht, mit 20 Teilnehmer*innen aus unterschiedlichen Hintergründen, die wertvolles Feedback zu Valentinas Arbeit geben konnten. Für die wissenschaftliche Illustratorin war es eine großartige Gelegenheit, über die Projekte zu reflektieren und diese zu verbessern.


Zeichnung: © Valentina Arros; Text: Julia Gamberini; Bilder: © Julia Gamberini

Der mobile Demonstrationsgarten startet im Werksviertel-Mitte

Am Freitag, 06. Dezember 2024, installierte das BioDivHubs den mobilen Demonstrationsgarten an seiner ersten Station, dem Werksviertel-Mitte in München. Die abwechslungsreichen Hochbeete bilden einen interaktiven Ort des Zusammenkommens, der die Nachbarschaft zum Verweilen einlädt. Durch die Veranschaulichung verschiedener insektenfördernder Maßnahmen werden Bewohner*innen inspiriert, selber für den Schutz der Artenvielfalt in gemeinschaftlichen Quartiersprojekten aktiv zu werden. Der mobile Demonstrationsgarten vermittelt Wissen rund um das Thema Biodiversität und setzt auf Beteilung vor Ort – ein Zusammenspiel aus ökologischer und sozialer Nachhaltigkeit. Das Konzept der wandernden Hochbeete ist im Projekt BioDivHubs mit einer Laufzeit von 5 Jahren eingebettet.

Bild: © Clara Jung

Der mobile Demonstrationsgarten besteht aus 5 ästhetisch gestalteten Cortenstahl-Hochbeeten und einer Benjeshecke. Diese ist auf einer Palette installiert und dadurch ebenfalls mobil. Den Beeten wurden verschiedene Themen zuordnet. Im ersten Hochbeet wachsen heimische Wildpflanzen, die essbar sind. Dazu zählt eine Wildobsthecke im Zentrum des Beetes und umliegende Wildkräuter, die als Bodendecker fungieren. Das zweite Beet ist ein Sandarium, das hauptsächlich aus ungewaschenem, feinem Sand verschiedener Körnung besteht und als Nistbereich für erdbewohnende Insekten wie Wildbienen dient. Als weiteres Strukturelement wurden Steine in verschiedenen Größen und Formen angehäufelt. Im dritten Beet ist eine Blühwiese angelegt, die durch die Methode der Mahdgutübertragung entstand. Dabei werden Samen von artenreichen, bunt blühenden Wiesen aus der Umgebung auf eine neue Fläche aufgebracht. Das vierte Hochbeet ist mit gefährdeten einheimischen Pflanzen bestückt, die bereits im BioDivHubs-Projekt „Naturschutz auf dem Balkon“ im Ackermannbogen zum Einsatz kamen. Das letzte Hochbeet wird für Umweltbildungsangebote und darin eingebettete partizipative Workshops genutzt.

Da es sich hierbei um einen mobilen Demonstrationsgarten handelt, war es den Projektakteur*innen wichtig, dass die Beete stabil und langlebig sind. Dadurch fiel die Entscheidung auf das robuste Cortenstahl statt auf empfindlicheres Holz.

Zum mobilen Demonstrationsgarten gehört auch ein Maßnahmenkatalog, der von den BioDivHubs-Verbundspartnern zusammengestellt wurde. Darin sind u. a. Hintergrundinformationen zum Thema Biodiversität, anschauliche Illustrationen, Anlaufstellen und praktisches Werkzeug aufgelistet. Besonders einprägsam ist eine Schritt-für-Schritt Anleitung, in der die praktische Umsetzung der insektenfördernden Maßnahmen beschrieben wird.

Die wandernden Hochbeete sind zwar durch die Transporte mit einem höheren Arbeits- und Kostenaufwand verbunden, bieten jedoch enorme Vorteile wie die Möglichkeit der Begrünung auf versiegelten Flächen, die Positionierung an stark frequentierten Orten und den Einsatz bei gesellschaftlichen Aktionen. Durch die variablen Aufstellmöglichkeiten profitieren außerdem alle beteiligten Quartiere. Der mobile Demonstrationsgarten erzeugt Aufmerksamkeit. Er erreicht die Menschen im Quartier und motiviert sie, aktiv Biodiversität im Quartier zu erleben und zu unterstützen, z. B. durch Mitarbeiten in Gemeinschaftsgärten. Zusätzlich werden erlebte Maßnahmen zur Förderung der Biodiversität auch auf den eigenen Garten oder Balkon übertragen. Der mobile Demonstrationsgarten wird einmal im Jahr den Standort wechseln. Ab sofort können die aufmerksamkeitserregenden Hochbeete vor dem Riesenrad „Umadum“, Höhe Grafinger St. 9, bestaunt werden.


Text: Clara Jung; Bild: © David Schoo

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